Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Ahhhh! Daher kommt die rote Achse also! Danke dir!
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Zur Handhabung der Trenner könnte das Video vielleicht etwas helfen. https://youtu.be/xaQpXCQQ-qQ?si=v98wXKreyV2s9oWS
Ich habe nach Jahren herausgefunden, das die Trenner ein gutes Hilfsmittel für das Aufbringen von Aufklebern ist.
Ich habe nach Jahren herausgefunden, das die Trenner ein gutes Hilfsmittel für das Aufbringen von Aufklebern ist.
Klemmbausteinsammlung: https://www.merlinssteine.de/my/sets/700/
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Niedriger ja, aber dafür auch jeweils länger.
Ich habe mich auch durch die vielen Felswände durcharbeiten müssen. Es stimmt sicherlich, dass diese Stellen die langatmigsten in der ganzen Burg sind.
Wie gesagt, einmal (bzw vier mal) musst Du da noch durch, aber in meiner Erinnerung ist alles andere, was folgt, ein extrem kurzweiliger, weil sehr abwechslungsreicher Bauspaß.
Wer bin ich? Grüße aus Hildesheim
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Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Ich fand diese Felsen bisher interessant, mehr aber auch nicht. In dieser SNOT-Bauweise (Studs not on Top) hätte man viel mehr unruhiges und somit realistischer wirkendes Greebling mit Slopes usw. anbringen können. So sieht es mir einfach zu glatt gewaschen aus
Das wäre dann aber noch viel aufwendiger und fummeliger zu klemmen geworden
Das wäre dann aber noch viel aufwendiger und fummeliger zu klemmen geworden
Legt dir das Leben Steine in den Weg,
bau was Schönes draus!
bau was Schönes draus!
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Ich war diesen runden Felsen von der ersten Preview an auch skeptisch gegenüber eingestellt.
Man stellt sich ja eigentlich eher scharfkantige, abgehackte Felsen und Vorsprünge etc vor.
Ich meine aber dunkel im Hinterkopf zu haben, dass Martin in der Anfangszeit argumentiert hatte, dass die Region, in der er die Blaustein gedanklich verortet, eben genau so ein Gestein vorherrscht, eben viele abgerundete Felsformationen, die es vielleicht nicht oft gibt, aber eben doch vorkommen.
Mittlerweile finde ich diese Felsen OK. Ich glaube auch, da ja die Burg selbst auch grau ist, dass sich dann Felsen und Burg zumindest von der Struktur/Form etwas besser voneinander abheben.
Sonst wäre ja "alles" zerklüftet und mit harten Kanten versehen.
Man stellt sich ja eigentlich eher scharfkantige, abgehackte Felsen und Vorsprünge etc vor.
Ich meine aber dunkel im Hinterkopf zu haben, dass Martin in der Anfangszeit argumentiert hatte, dass die Region, in der er die Blaustein gedanklich verortet, eben genau so ein Gestein vorherrscht, eben viele abgerundete Felsformationen, die es vielleicht nicht oft gibt, aber eben doch vorkommen.
Mittlerweile finde ich diese Felsen OK. Ich glaube auch, da ja die Burg selbst auch grau ist, dass sich dann Felsen und Burg zumindest von der Struktur/Form etwas besser voneinander abheben.
Sonst wäre ja "alles" zerklüftet und mit harten Kanten versehen.
Wer bin ich? Grüße aus Hildesheim
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Die Felsen haben - abegesehen von den wenigen bewachsenen Stellen - drei Farben: Hellgrau, dunkelgrau und hellbraun.
Die Burg selbst besteht aus dem selben Gestein. Das ist nicht unüblich, niemand wollte auch noch die Steine von Gott weiß woher herankarren, wenn es sich vermeiden ließ.
Bei Blaustein dienen die runden Felsstrukturen wohl wirklich dem Kontrast. Solche Formen gibt es tatsächlich. Seht euch einfach Burg Flossenbürg an: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Flossenb%C3%BCrg
Die Burg selbst besteht aus dem selben Gestein. Das ist nicht unüblich, niemand wollte auch noch die Steine von Gott weiß woher herankarren, wenn es sich vermeiden ließ.
Bei Blaustein dienen die runden Felsstrukturen wohl wirklich dem Kontrast. Solche Formen gibt es tatsächlich. Seht euch einfach Burg Flossenbürg an: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Flossenb%C3%BCrg
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Hey @Cecil wie schaut es mit der Burg aus? Erst mal demotiviert? Oder hast du einfach nichts mehr geschrieben?
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Oje, ich bin gerade fürchterlich schreibfaul. Gebaut habe ich fast jeden Tag, einmal mehr, einmal weniger. Ich stecke gerade mitten in der Vorburg-Erweiterung. Zu berichten gäbe es also genug.
Ich werde micht ranhalten, versprochen.
Ich werde micht ranhalten, versprochen.
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Schön wenn du noch baust, der Rest ist optional!
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
@Cecil
Es freut mich, dass dir das Bauen immer noch Spaß macht. Ich habe auch alle Bauteile die man schon kaufen kann bei mir im Bauvorrat. Es fehlt mir nur noch der Münzturm.
Damit du auch gleich deinen Platzbedarf richtig einplanen kannst. Wir reden jetzt von einer Fläche von 80x120cm:
https://youtu.be/Fv7dU4uSMro?si=GQN7MHrVUEEJPXEE
Viel Spaß beim weiteren Bau, es macht mir immer wieder Freude vo dir zu lesen.
Ciao Mike
Es freut mich, dass dir das Bauen immer noch Spaß macht. Ich habe auch alle Bauteile die man schon kaufen kann bei mir im Bauvorrat. Es fehlt mir nur noch der Münzturm.
Damit du auch gleich deinen Platzbedarf richtig einplanen kannst. Wir reden jetzt von einer Fläche von 80x120cm:
https://youtu.be/Fv7dU4uSMro?si=GQN7MHrVUEEJPXEE
Viel Spaß beim weiteren Bau, es macht mir immer wieder Freude vo dir zu lesen.
Ciao Mike
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
@Cecil: Dem ist nichts hinzuzufügen!
Mein Sammelgebiet: Historische asiatische Gebäude, Statuen, Requisiten....
....und ein bisschen Star Trek, aber nur im Minifiguren-Maßstab.
Außerdem seit Kurzem natürlich Steampunk - man gönnt sich ja sonst nichts!
....und ein bisschen Star Trek, aber nur im Minifiguren-Maßstab.
Außerdem seit Kurzem natürlich Steampunk - man gönnt sich ja sonst nichts!
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Wollte auch nur mal meinen Danke für deine tollen Texte ausdrücken und mach dir kein Streß - wenn die Muße dich wieder küsst lesen wir es gerne Hab weiter viel Spaß beim Bau und ich hoffe beim nächsten Zoom bist auch wieder am Start!
Re: Ein Anfänger aus Österreich am Hof des Grafen Blaustein
Tag 8
Tag acht meiner Blaustein-Karriere dämmert heran und ich ahne noch nicht, dass eine Monster-Session vor mir liegt. Wie soll ich auch, schließlich schlafe ich tief und fest. Wieder geistern Felsen durch meine Träume und einmal höre ich auch das seltsame Lachen, ja bei dem Geräusch handelt es sich eindeutig um Gelächter. Aber es klingt nicht bösartig oder verletzend, nein, es ist ein volltönendes Lachen und irgendwie wirkt es anerkennend.
Ausgeruht erwache ich, trinke meinen morgendlichen Kaffee, streichle geistesabwesend einige der Katzen und setze mich an Burg Blaustein. Der nächste Bauabschnitt beginnt mit dem Sortieren des Inhalts von Beutel Nummer 6. Er enthält – zu meinem Schrecken – auch einige Slopes und Curves, was auf Felsen schließen lässt.
Tatsächlich sind die ersten Schritte Felsen. Öfter mal was Neues, seufze ich und stecke die Teile verdrossen zusammen. Zu meiner Verblüffung geht mir die Arbeit flott von der Hand und nach nur 30 Minuten habe ich die letzten paar Felsblöckchen, die noch anstanden, geschafft und an ihre Positionen geklipst.
Nächster Punkt ist eine weitere Öko-Offensive. Blumen und Sträucher werden auf die Felsen geklemmt. Eine überflüssige Fleißaufgabe, wie sich später herausstellen wird. Erstens streift man beim Bauen den Großteil des Gestrüpps wieder ab und zweitens muss der Wildwuchs für die Erweiterungen ohnehin entfernt werden.
Jetzt folgt der ernsthafte Teil: Graf Blaustein bekommt endlich ein Esszimmer und ein Schlafgemach. Schluss mit Eintopf im Hof oder Bratenscheiben in der Küche. Schluss mit Nächtigungen im Zelt. Endlich ein Leben, das eines Grafen würdig ist!
Die Grundmauern des ersten Stockwerks stehen relativ schnell. Zumindest kommt es mir in meiner Freude, endlich keine Felsen mehr aufeinander türmen zu müssen, so vor. Die Innenwände sind kein schnöder Stein wie in der Küche, nein sie sind in Cremeweiß gehalten, schön geglättet und mit Blumenornamenten verziert.
Und hier steckt wieder einmal der Teufel im Detail. Die Blümchen, die normal auf Sträucher gesteckt werden, sollen in Lochsteine geklemmt werden. Nur halten sie dort nicht. Egal was ich versuche, sie fallen heraus, sobald ich die Steine senkrecht stelle.
In meiner Verzweiflung greife ich zum bekannten gelb-schwarzen Alleskleber. Der weckt zwar mit seinen Farben Reminiszenzen an die untergegangene österreich-ungarische Donaumonarchie, taugt aber sonst nur dazu, Klebstofffäden an meine Finger und an die Lochsteine zu heften. Auf den Blümchen, die aus Weichplastik gegossen sind, will der Klebstoff nicht recht haften.
Schon bin ich nahe daran, auf den weibischen Blumenschmuck ganz zu verzichten – man kann sich irgendwie alles schön- oder in diesem Fall schlechtreden – da kommt mir eine letzte Idee. Wozu besitze ich seit neuestem den praktischen Festklemm-Hammer? Und tatsächlich: Lochstein auf die Seite gelegt, Blümchen obendrauf gesetzt, ein oder zwei zärtliche Schläge mit dem Hämmerchen und schon steckt das Ding bombenfest. Offenbar treiben die Schläge das Weichplastik auseinander, sodass es plötzlich gut hält.
Durch das Erfolgserlebnis neu motiviert, esse ich eine Kleinigkeit, es ist 15 Uhr geworden, und klemme weiter. Ein allerliebster zweiflammiger Kerzenleuchter wird zusammengefitzelt, Eine Treppe ins zweite Stockwerk, ein Tisch und Sitzgelegenheiten. Das Esszimmer ist fertig!
Ich konstruiere die Decke des Zimmers, die gleichzeitig den Fußboden des Schlafzimmers darstellt. Die soll man leicht abnehmen können, um ins Innere der unteren Geschoße schauen zu können. In der Theorie klingt das gut, in der Praxis passt das Ganze nicht zusammen.
Das ist, wie sich rasch herausstellt, nicht die Schuld des Designers. Verantwortlich bin wieder einmal ich. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass meine Treppe eine Stufe zu viel besitzt. Die ist jetzt natürlich im Weg. Schnell behoben denkt der immer noch ein bisschen naive Anfänger, da zerbröselt ihm schon die ganze Treppe unter den ungeschickten Fingern. Mit Zange und Pinzette berge ich die Trümmer, baue den Aufstieg neu zusammen und passe ihn ein. Dabei zerlegt er sich wieder in seine Einzelteile. Nach ein wenig Gefluche beschließe ich, mir ein Bierchen zur Beruhigung zu gönnen.
Das wirkt tatsächlich und im zweiten Anlauf steht die jetzt gekürzte Treppe an Ort und Stelle. Jetzt klappts auch mit dem Nachbarn, äh, der Decke. Auf die kommen die Giebelmauern und die Seitenwände des Schlafzimmers. Besonderer Gag: An der Außenmauer der Burg klebt ein kleiner Erker, der nach untern offen ist. Im Inneren des winzigen Anbaus ist über der Öffnung ein Holzbrett mit kreisrundem Loch in der Mitte angebracht. Dieses ist für das gräfliche Hinterteil gedacht. Menschliche Ausscheidungen werden so umweltschonend entsorgt und im Belagerungsfall möchte sicher kein Angreifer über diese schmutzige Route in die Burg schleichen. „Den Scheißjob soll ein anderer machen“, kann ich die Gedanken der armen Belagerer richtiggehend hören. Das stille Örtchen hat natürlich auch eine Tür, damit der Graf sein Geschäft ungestört verrichten kann.
Zeit die Katzen zu füttern, die durch penetrantes Gehüpfe auf meinen Tisch schon seit einiger Zweit anzeigen, dass es jetzt aber langsam wirklich Zeit für ihr Abendessen wäre. Sie haben recht, also gibt’s quasi als Entschuldigung besonders hochwertiges Hühnerfilet in Brühe. Nicht dass die Mistviecher das großartig danken würden.
In das Dachzimmer wird ein luxuriöses Bett gestellt. Platz für einen Schrank ist keiner, da auch hier eine Treppe nach oben führt, die später den Bergfried anschließen wird. Außerdem bewahrte man damals seine Kleider ohnehin in Truhen auf. Vielleicht spendiere ich dem Grafen irgendwann einen Eigenbau.
Nach so viel Bauaktivität fühle ich mich müde. Kein Wunder: Ich habe 14 Stunden lang fast ununterbrochen geklemmt. Aus dem Sonntag ist bereits ein Montag geworden. Kann mir allerdings egal sein. So ein Rentnerdasein hat seine Vorteile.
Fortsetzung folgt
Tag acht meiner Blaustein-Karriere dämmert heran und ich ahne noch nicht, dass eine Monster-Session vor mir liegt. Wie soll ich auch, schließlich schlafe ich tief und fest. Wieder geistern Felsen durch meine Träume und einmal höre ich auch das seltsame Lachen, ja bei dem Geräusch handelt es sich eindeutig um Gelächter. Aber es klingt nicht bösartig oder verletzend, nein, es ist ein volltönendes Lachen und irgendwie wirkt es anerkennend.
Ausgeruht erwache ich, trinke meinen morgendlichen Kaffee, streichle geistesabwesend einige der Katzen und setze mich an Burg Blaustein. Der nächste Bauabschnitt beginnt mit dem Sortieren des Inhalts von Beutel Nummer 6. Er enthält – zu meinem Schrecken – auch einige Slopes und Curves, was auf Felsen schließen lässt.
Tatsächlich sind die ersten Schritte Felsen. Öfter mal was Neues, seufze ich und stecke die Teile verdrossen zusammen. Zu meiner Verblüffung geht mir die Arbeit flott von der Hand und nach nur 30 Minuten habe ich die letzten paar Felsblöckchen, die noch anstanden, geschafft und an ihre Positionen geklipst.
Nächster Punkt ist eine weitere Öko-Offensive. Blumen und Sträucher werden auf die Felsen geklemmt. Eine überflüssige Fleißaufgabe, wie sich später herausstellen wird. Erstens streift man beim Bauen den Großteil des Gestrüpps wieder ab und zweitens muss der Wildwuchs für die Erweiterungen ohnehin entfernt werden.
Jetzt folgt der ernsthafte Teil: Graf Blaustein bekommt endlich ein Esszimmer und ein Schlafgemach. Schluss mit Eintopf im Hof oder Bratenscheiben in der Küche. Schluss mit Nächtigungen im Zelt. Endlich ein Leben, das eines Grafen würdig ist!
Die Grundmauern des ersten Stockwerks stehen relativ schnell. Zumindest kommt es mir in meiner Freude, endlich keine Felsen mehr aufeinander türmen zu müssen, so vor. Die Innenwände sind kein schnöder Stein wie in der Küche, nein sie sind in Cremeweiß gehalten, schön geglättet und mit Blumenornamenten verziert.
Und hier steckt wieder einmal der Teufel im Detail. Die Blümchen, die normal auf Sträucher gesteckt werden, sollen in Lochsteine geklemmt werden. Nur halten sie dort nicht. Egal was ich versuche, sie fallen heraus, sobald ich die Steine senkrecht stelle.
In meiner Verzweiflung greife ich zum bekannten gelb-schwarzen Alleskleber. Der weckt zwar mit seinen Farben Reminiszenzen an die untergegangene österreich-ungarische Donaumonarchie, taugt aber sonst nur dazu, Klebstofffäden an meine Finger und an die Lochsteine zu heften. Auf den Blümchen, die aus Weichplastik gegossen sind, will der Klebstoff nicht recht haften.
Schon bin ich nahe daran, auf den weibischen Blumenschmuck ganz zu verzichten – man kann sich irgendwie alles schön- oder in diesem Fall schlechtreden – da kommt mir eine letzte Idee. Wozu besitze ich seit neuestem den praktischen Festklemm-Hammer? Und tatsächlich: Lochstein auf die Seite gelegt, Blümchen obendrauf gesetzt, ein oder zwei zärtliche Schläge mit dem Hämmerchen und schon steckt das Ding bombenfest. Offenbar treiben die Schläge das Weichplastik auseinander, sodass es plötzlich gut hält.
Durch das Erfolgserlebnis neu motiviert, esse ich eine Kleinigkeit, es ist 15 Uhr geworden, und klemme weiter. Ein allerliebster zweiflammiger Kerzenleuchter wird zusammengefitzelt, Eine Treppe ins zweite Stockwerk, ein Tisch und Sitzgelegenheiten. Das Esszimmer ist fertig!
Ich konstruiere die Decke des Zimmers, die gleichzeitig den Fußboden des Schlafzimmers darstellt. Die soll man leicht abnehmen können, um ins Innere der unteren Geschoße schauen zu können. In der Theorie klingt das gut, in der Praxis passt das Ganze nicht zusammen.
Das ist, wie sich rasch herausstellt, nicht die Schuld des Designers. Verantwortlich bin wieder einmal ich. Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass meine Treppe eine Stufe zu viel besitzt. Die ist jetzt natürlich im Weg. Schnell behoben denkt der immer noch ein bisschen naive Anfänger, da zerbröselt ihm schon die ganze Treppe unter den ungeschickten Fingern. Mit Zange und Pinzette berge ich die Trümmer, baue den Aufstieg neu zusammen und passe ihn ein. Dabei zerlegt er sich wieder in seine Einzelteile. Nach ein wenig Gefluche beschließe ich, mir ein Bierchen zur Beruhigung zu gönnen.
Das wirkt tatsächlich und im zweiten Anlauf steht die jetzt gekürzte Treppe an Ort und Stelle. Jetzt klappts auch mit dem Nachbarn, äh, der Decke. Auf die kommen die Giebelmauern und die Seitenwände des Schlafzimmers. Besonderer Gag: An der Außenmauer der Burg klebt ein kleiner Erker, der nach untern offen ist. Im Inneren des winzigen Anbaus ist über der Öffnung ein Holzbrett mit kreisrundem Loch in der Mitte angebracht. Dieses ist für das gräfliche Hinterteil gedacht. Menschliche Ausscheidungen werden so umweltschonend entsorgt und im Belagerungsfall möchte sicher kein Angreifer über diese schmutzige Route in die Burg schleichen. „Den Scheißjob soll ein anderer machen“, kann ich die Gedanken der armen Belagerer richtiggehend hören. Das stille Örtchen hat natürlich auch eine Tür, damit der Graf sein Geschäft ungestört verrichten kann.
Zeit die Katzen zu füttern, die durch penetrantes Gehüpfe auf meinen Tisch schon seit einiger Zweit anzeigen, dass es jetzt aber langsam wirklich Zeit für ihr Abendessen wäre. Sie haben recht, also gibt’s quasi als Entschuldigung besonders hochwertiges Hühnerfilet in Brühe. Nicht dass die Mistviecher das großartig danken würden.
In das Dachzimmer wird ein luxuriöses Bett gestellt. Platz für einen Schrank ist keiner, da auch hier eine Treppe nach oben führt, die später den Bergfried anschließen wird. Außerdem bewahrte man damals seine Kleider ohnehin in Truhen auf. Vielleicht spendiere ich dem Grafen irgendwann einen Eigenbau.
Nach so viel Bauaktivität fühle ich mich müde. Kein Wunder: Ich habe 14 Stunden lang fast ununterbrochen geklemmt. Aus dem Sonntag ist bereits ein Montag geworden. Kann mir allerdings egal sein. So ein Rentnerdasein hat seine Vorteile.
Fortsetzung folgt
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Die erbauhliche Hystorie derer von Blaustein
Wie Karel der Steinmetz zum Grafen wurde
Weil ihr solange ohne Murren auf die Fortsetzung des Bauberichtes gewartet habt, hier ein kleines Unterprojekt, das mir am Herzen liegt. Es ist die fiktive Geschichte der Blausteins.
Dies ist die Historie des Grafengeschlechts Blaustein – oder Kamodrý, was auf böhmisch dasselbe bedeutet. Ich habe mich bemüht, die großen historischen Ereignisse und Personen so korrekt wie möglich wiederzugeben. Einzig die Ungarn kommen ein wenig schlechter weg, als sie es verdient haben – der magyarische Teil meiner Vorfahren möge mir verzeihen.
Ebenfalls einigermaßen korrekt ist die Geografie, in der die Historie der Blausteins spielt. Lediglich bei den Bodenschätzen und beim Lauf des Flusses March habe ich mir ein bisschen dichterische Freiheit erlaubt. Ob es im Mittelalter tatsächlich Silbervorkommen in jenem Teil Mährens gab, in dem sich die Blausteins niederließen, entzieht sich meiner Kenntnis. Und die March ist nur wenige Kilometer flussaufwärts ihrer Mündung in die Donau schiffbar. Ich habe den mit Lastkähnen befahrbaren Teil des Flusses um gut 300 Kilometer verlängert.
Die Biografie der Blausteins, angefangen von Karel bis hin zu seinen fernen Nachkommen ist hingegen frei von mir erfunden. Es hat dieses Geschlecht nie gegeben. Ebenso wenig wie das Dörfchen Lestribrný, über dem die Burg Blaustein thront, die ebenfalls nur als Bausatz für Klemmsteine existiert. All dies ist meiner Fantasie entsprungen.
Wie Karel der Steinmetz zum Grafen wurde
So höret denn die erbauhliche Hystorie des gräflichen Geschlechts derer von Blaustein. Dies ist das erste Kapithel, in welchigem geschildert wird, wie Karel dem Herzog das Leben rettete und belohnt wurde.
Es begab sich im Jahre des Herrn 1143, als Konrad III. König im deutsch-römischen Reich war und Vladislav II. als Herzog in Böhmen regierte. In Ungarn saß der Kindkönig Geza II. auf dem Thron und seine Fürsten taten, wie ihnen beliebte.
Karel der Steinmetz war damals 25 Jahre alt und Soldat. Nicht ganz freiwillig, aber Herzog Vladislavs Anwerber hatten wenig Verständnis für Pazifisten gezeigt und Karel unter Androhung des Galgens dazu gebracht, in die eilig aufgestellte Armee des Fürsten einzutreten, der erst ein Jahr zuvor gegen die aufsässigen Mähren marschiert war und sie endgültig niedergeworfen hatte. Jetzt sollte es gegen die Ungarn gehen. Karel hatte das Pech gehabt, in der Schenke in Prag zu viel des guten Biers getrunken zu haben. Seine beiden Saufkumpane, Steinmetzgesellen wie er, die am Bau der romanischen Kirche auf dem Hradschin, dem Prager Burgberg, arbeiteten, hatten die Anwerber in die Schankstube kommen sehen und es im letzten Augenblick geschafft, durch die Hintertüre in die Nacht zu entfliehen. Karel hatte nicht so viel Glück besessen.
So stand unser Steinmetz nun in den Reihen der herzoglichen Pikeniere, in ein zu kleines Lederwams gezwängt und eine fast zehn Fuß lange Lanze in den Händen, mit denen er Gegner aufspießen sollte. Diesmal ging es gegen die räuberischen Ungarn, die die Slowakei beherrschten und die immer wieder Diebeszüge ins benachbarte Mähren unternahmen, das sich endgültig Vladislav unterstellt hatte, um im Gegenzug Hilfe gegen die andauernden Einfälle der Ungarn zu erhalten. Vladislav wollte sich die Frechheiten der Magyaren nicht länger bieten lassen, zumal er einen Bündnisvertrag mit ihrem König geschlossen hatte und stellte einen großen Trupp von ihnen nahe der mährisch-böhmischen Grenze.
Weil es schon zu spät für eine Schlacht war, hatten beide Kontrahenten ihr Nachtlager auf den niedrigen Hügeln aufgeschlagen, welche die Seiten eines weiten Tals säumten. Karel saß mit seinen Kameraden am Kochfeuer, verspeiste seine Buchweizengrütze mit Speck und sehnte sich nach einem saftigen Rinderschlegel und einem großen Humpen Bier. Verdrossen löffelte er seine Schale leer und fragte sich wieder einmal, was er, ein friedliebender böhmischer Handwerker, in einem Krieg tat, der nicht der seine war. Er hegte keinen persönlichen Groll gegen die Magyaren, auch wenn er durchaus die Ansicht vertrat, dass diese nichts in Mähren oder gar Böhmen zu suchen hatten.
Aber Grübeln brachte auch nichts ein, also versuchte der Steinmetz zu schlafen. Auf dem nackten Erdboden streckte er sich aus, nur in seine grobe Wolldecke gehüllt. Zum Glück war die Nacht trocken, wenn auch ein wenig kühl für die Jahreszeit, das späte Frühjahr.
Karel brauchte viel Platz, der junge Steinmetz war fast ein Riese, gut einen Kopf größer als seine Kameraden. Dazu kamen seine enorm breiten Schultern und die muskelbepackten Arme. Seine schwere Arbeit hatte ihn gewaltig stark werden lassen.
Er schloss schnell Freundschaften, denn er hatte ein offenes, ehrliches Wesen und ein volltönendes, ansteckendes Lachen. Nur eines war seltsam an Karel und bereitete seinen Freunden nicht wenig Kopfzerbrechen: Der Steinmetz hatte noch nie bei einem Weibe gelegen.
Nicht, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte. Nicht, dass ihm an Gelegenheiten gemangelt hätte. Ganz im Gegenteil: Vom jungen Mädchen bis zur drallen Witwe flogen ihm die Frauenherzen nur so zu. Er aber wies jede freundl8ch, wie es seine Art war, aber bestimmt ab. Denn er hatte seine Herzenskönigin bereits gefunden.
Es war kurz vor seinem 16. Geburtstag gewesen, er hatte bereits ein Jahr lang als Steinmetzlehrling gearbeitet. Da erschien ihm die Frau, die er als einzige lieben sollte, in einem Traum. Schlank war sie und jung, hüftlanges, flachsblondes Haar hatte sie und ein liebreizendes Gesicht von blasser Hautfarbe aber mit entzückenden Sommersprossen. Sie trug ein reich mit blauen Stickereien verziertes Leinengewand und lächelte ihm voll Liebe zu. Als er erwachte wusste er: Diese oder keine! Und er war bereit, auf sie zu warten. Immer noch.
Obwohl die Steinmetzkunst viel Körperkraft forderte, liebte Karel seine Arbeit. Noch wichtiger als die Kraft waren Geschick und Verstand. Ein Steinmetz musste genau abschätzen können, wie und wo sein Meißel den Stein traf, damit der widerspenstige Block nicht etwa in der Mitte entzweibrach. Karel, das muss offen gesagt werden, war einer der besten seines Fachs. Er wusste nicht nur über die Bearbeitung der Steine Bescheid, sondern auch über ihr Wesen. Das lag daran, dass sein geliebter Großvater Bergmann gewesen war und schon der kleine Karel auf den Knien des alten Mannes gebannt dessen Erzählungen über Erzadern und Gesteinsarten gelauscht hatte. Karel wäre gern in die Fußstapfen des Großvaters getreten, sah aber ein, dass er schon als Kind zu groß für einen Knappen, der sich in engen Stollen bewegen musste, geraten war. Mit den Gedanken bei dem alten Mann und bei seiner Traumfrau schlief der Steinmetz schließlich ein.
Viel zu früh weckte ihn das Tuten eines Horns. Am Horizont zeigt sich erst ein zarter grauer Lichtstreifen, dennoch war es Zeit sich zu rüsten. Die Schlacht würde früh beginnen. Brot und ein salziger, harter Käse wurden ausgeteilt. Karel stärkte sich, zwängte sich in sein zu enges Lederwams und ergriff seine Pike. Er für seinen Teil war bereit für die Dinge, die der Tag bringen würde.
Wieder ertönten Hörner, diesmal auch von der anderen Seite des Tals und die Truppen des Herzogs und die der Magyaren strömten von ihren Hängen herab. Karel schätzte die Stärke der Heere ab und kam auf gut 1.000 Mann – auf jeder Seite. Der Steinmetz hielt nicht viel vom Töten, aber er würde sich zu wehren wissen, wenn ihm ein Ungar ans Leder wollte. Die Pike vor sich gestreckt marschierte er den Hang hinab.
Zwei Stunden später wogte die Schlacht immer noch hin und her. Die Adeligen der Magyaren ritten auf kleinen, wendigen Pferden, die böhmischen Ritter auf schweren, aber langsamen Schlachtrössern. Die Infanterie beider Seiten hieb eher lustlos aufeinander ein und stapfte durch den Schlamm, in den sich der Talgrund verwandelt hatte.
Dann plötzlich, neigte sich das Kriegsglück zur ungarischen Seite. Herzog Vladislav war irgendwie von seiner berittenen Leibwache getrennt worden und der ungarische Anführer stürmte auf ihn zu. Der Magyare schwang seinen krummen Skimitar, der Böhme sein Langschwert. Da traf ein Pfeil das Pferd des Herzogs in den Hals und das arme Tier stürzte vor Schmerzen wiehernd zu Boden. Der Herzog flog aus dem Sattel und versuchte sich aufzurappeln. Der Magyare lachte und rief: „Böhmisches Schwein! Zeit für die Schlachtbank!“ und ritt auf den Gestürzten zu.
Karel stand im Weg. Einen Augenblick lang schien er zu überlegen, dann trat er, höflich wie es schien, zur Seite. Der Ungar grinste, nickte Karel dankend zu und ließ sein struppiges Pferd im Schritt auf den Herzog zugehen. Der lag inzwischen auf den Knien, seit seinem Sturz waren erst einige Augenblicke vergangen. Der magyarische Anführer holte mit seinem Säbel aus und wollte den wehrlosen Böhmen niederstrecken. Plötzlich fand er sich in einer unnachgiebigen Umklammerung gefangen. Karel hatte ihn einfach vom Pferd gehoben und hieolt ihn mit dem rechten Arm umfangen. Der Schwertarm des Ungarn wurde gegen dessen Körper gepresst, sodass er so wehrlos war wie der Herzog. „Verzeiht“, sprach Karel und donnerte dem Magyaren die linke Faust gegen die Schläfe. Dann ließ er den Bewusstlosen in den Schlamm gleiten.
„Mein Retter“, rief Herzog Vladislav, der sich endlich aufgerappelt hatte. „Dafür sollst du reich belohnt werden! Knie nieder!“ Verwirrt ließ Karel sich auf ein Knie sinken. Der Herzog nahm sein Schwert, berührte Schultern und Kopf des Steinmetzes mit der Klinge und sprach: „Ich schlage dich zum Ritter! Und mehr noch - von nun an sollst du Graf... Wie heißt du eigentlich?“
„Karel“, antwortete der Steinmetz unsicher.
„Erhebt euch, Graf Karel!“, sprach Vladislav II.
Und Graf Karel stand auf.
Weil ihr solange ohne Murren auf die Fortsetzung des Bauberichtes gewartet habt, hier ein kleines Unterprojekt, das mir am Herzen liegt. Es ist die fiktive Geschichte der Blausteins.
Dies ist die Historie des Grafengeschlechts Blaustein – oder Kamodrý, was auf böhmisch dasselbe bedeutet. Ich habe mich bemüht, die großen historischen Ereignisse und Personen so korrekt wie möglich wiederzugeben. Einzig die Ungarn kommen ein wenig schlechter weg, als sie es verdient haben – der magyarische Teil meiner Vorfahren möge mir verzeihen.
Ebenfalls einigermaßen korrekt ist die Geografie, in der die Historie der Blausteins spielt. Lediglich bei den Bodenschätzen und beim Lauf des Flusses March habe ich mir ein bisschen dichterische Freiheit erlaubt. Ob es im Mittelalter tatsächlich Silbervorkommen in jenem Teil Mährens gab, in dem sich die Blausteins niederließen, entzieht sich meiner Kenntnis. Und die March ist nur wenige Kilometer flussaufwärts ihrer Mündung in die Donau schiffbar. Ich habe den mit Lastkähnen befahrbaren Teil des Flusses um gut 300 Kilometer verlängert.
Die Biografie der Blausteins, angefangen von Karel bis hin zu seinen fernen Nachkommen ist hingegen frei von mir erfunden. Es hat dieses Geschlecht nie gegeben. Ebenso wenig wie das Dörfchen Lestribrný, über dem die Burg Blaustein thront, die ebenfalls nur als Bausatz für Klemmsteine existiert. All dies ist meiner Fantasie entsprungen.
Wie Karel der Steinmetz zum Grafen wurde
So höret denn die erbauhliche Hystorie des gräflichen Geschlechts derer von Blaustein. Dies ist das erste Kapithel, in welchigem geschildert wird, wie Karel dem Herzog das Leben rettete und belohnt wurde.
Es begab sich im Jahre des Herrn 1143, als Konrad III. König im deutsch-römischen Reich war und Vladislav II. als Herzog in Böhmen regierte. In Ungarn saß der Kindkönig Geza II. auf dem Thron und seine Fürsten taten, wie ihnen beliebte.
Karel der Steinmetz war damals 25 Jahre alt und Soldat. Nicht ganz freiwillig, aber Herzog Vladislavs Anwerber hatten wenig Verständnis für Pazifisten gezeigt und Karel unter Androhung des Galgens dazu gebracht, in die eilig aufgestellte Armee des Fürsten einzutreten, der erst ein Jahr zuvor gegen die aufsässigen Mähren marschiert war und sie endgültig niedergeworfen hatte. Jetzt sollte es gegen die Ungarn gehen. Karel hatte das Pech gehabt, in der Schenke in Prag zu viel des guten Biers getrunken zu haben. Seine beiden Saufkumpane, Steinmetzgesellen wie er, die am Bau der romanischen Kirche auf dem Hradschin, dem Prager Burgberg, arbeiteten, hatten die Anwerber in die Schankstube kommen sehen und es im letzten Augenblick geschafft, durch die Hintertüre in die Nacht zu entfliehen. Karel hatte nicht so viel Glück besessen.
So stand unser Steinmetz nun in den Reihen der herzoglichen Pikeniere, in ein zu kleines Lederwams gezwängt und eine fast zehn Fuß lange Lanze in den Händen, mit denen er Gegner aufspießen sollte. Diesmal ging es gegen die räuberischen Ungarn, die die Slowakei beherrschten und die immer wieder Diebeszüge ins benachbarte Mähren unternahmen, das sich endgültig Vladislav unterstellt hatte, um im Gegenzug Hilfe gegen die andauernden Einfälle der Ungarn zu erhalten. Vladislav wollte sich die Frechheiten der Magyaren nicht länger bieten lassen, zumal er einen Bündnisvertrag mit ihrem König geschlossen hatte und stellte einen großen Trupp von ihnen nahe der mährisch-böhmischen Grenze.
Weil es schon zu spät für eine Schlacht war, hatten beide Kontrahenten ihr Nachtlager auf den niedrigen Hügeln aufgeschlagen, welche die Seiten eines weiten Tals säumten. Karel saß mit seinen Kameraden am Kochfeuer, verspeiste seine Buchweizengrütze mit Speck und sehnte sich nach einem saftigen Rinderschlegel und einem großen Humpen Bier. Verdrossen löffelte er seine Schale leer und fragte sich wieder einmal, was er, ein friedliebender böhmischer Handwerker, in einem Krieg tat, der nicht der seine war. Er hegte keinen persönlichen Groll gegen die Magyaren, auch wenn er durchaus die Ansicht vertrat, dass diese nichts in Mähren oder gar Böhmen zu suchen hatten.
Aber Grübeln brachte auch nichts ein, also versuchte der Steinmetz zu schlafen. Auf dem nackten Erdboden streckte er sich aus, nur in seine grobe Wolldecke gehüllt. Zum Glück war die Nacht trocken, wenn auch ein wenig kühl für die Jahreszeit, das späte Frühjahr.
Karel brauchte viel Platz, der junge Steinmetz war fast ein Riese, gut einen Kopf größer als seine Kameraden. Dazu kamen seine enorm breiten Schultern und die muskelbepackten Arme. Seine schwere Arbeit hatte ihn gewaltig stark werden lassen.
Er schloss schnell Freundschaften, denn er hatte ein offenes, ehrliches Wesen und ein volltönendes, ansteckendes Lachen. Nur eines war seltsam an Karel und bereitete seinen Freunden nicht wenig Kopfzerbrechen: Der Steinmetz hatte noch nie bei einem Weibe gelegen.
Nicht, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte. Nicht, dass ihm an Gelegenheiten gemangelt hätte. Ganz im Gegenteil: Vom jungen Mädchen bis zur drallen Witwe flogen ihm die Frauenherzen nur so zu. Er aber wies jede freundl8ch, wie es seine Art war, aber bestimmt ab. Denn er hatte seine Herzenskönigin bereits gefunden.
Es war kurz vor seinem 16. Geburtstag gewesen, er hatte bereits ein Jahr lang als Steinmetzlehrling gearbeitet. Da erschien ihm die Frau, die er als einzige lieben sollte, in einem Traum. Schlank war sie und jung, hüftlanges, flachsblondes Haar hatte sie und ein liebreizendes Gesicht von blasser Hautfarbe aber mit entzückenden Sommersprossen. Sie trug ein reich mit blauen Stickereien verziertes Leinengewand und lächelte ihm voll Liebe zu. Als er erwachte wusste er: Diese oder keine! Und er war bereit, auf sie zu warten. Immer noch.
Obwohl die Steinmetzkunst viel Körperkraft forderte, liebte Karel seine Arbeit. Noch wichtiger als die Kraft waren Geschick und Verstand. Ein Steinmetz musste genau abschätzen können, wie und wo sein Meißel den Stein traf, damit der widerspenstige Block nicht etwa in der Mitte entzweibrach. Karel, das muss offen gesagt werden, war einer der besten seines Fachs. Er wusste nicht nur über die Bearbeitung der Steine Bescheid, sondern auch über ihr Wesen. Das lag daran, dass sein geliebter Großvater Bergmann gewesen war und schon der kleine Karel auf den Knien des alten Mannes gebannt dessen Erzählungen über Erzadern und Gesteinsarten gelauscht hatte. Karel wäre gern in die Fußstapfen des Großvaters getreten, sah aber ein, dass er schon als Kind zu groß für einen Knappen, der sich in engen Stollen bewegen musste, geraten war. Mit den Gedanken bei dem alten Mann und bei seiner Traumfrau schlief der Steinmetz schließlich ein.
Viel zu früh weckte ihn das Tuten eines Horns. Am Horizont zeigt sich erst ein zarter grauer Lichtstreifen, dennoch war es Zeit sich zu rüsten. Die Schlacht würde früh beginnen. Brot und ein salziger, harter Käse wurden ausgeteilt. Karel stärkte sich, zwängte sich in sein zu enges Lederwams und ergriff seine Pike. Er für seinen Teil war bereit für die Dinge, die der Tag bringen würde.
Wieder ertönten Hörner, diesmal auch von der anderen Seite des Tals und die Truppen des Herzogs und die der Magyaren strömten von ihren Hängen herab. Karel schätzte die Stärke der Heere ab und kam auf gut 1.000 Mann – auf jeder Seite. Der Steinmetz hielt nicht viel vom Töten, aber er würde sich zu wehren wissen, wenn ihm ein Ungar ans Leder wollte. Die Pike vor sich gestreckt marschierte er den Hang hinab.
Zwei Stunden später wogte die Schlacht immer noch hin und her. Die Adeligen der Magyaren ritten auf kleinen, wendigen Pferden, die böhmischen Ritter auf schweren, aber langsamen Schlachtrössern. Die Infanterie beider Seiten hieb eher lustlos aufeinander ein und stapfte durch den Schlamm, in den sich der Talgrund verwandelt hatte.
Dann plötzlich, neigte sich das Kriegsglück zur ungarischen Seite. Herzog Vladislav war irgendwie von seiner berittenen Leibwache getrennt worden und der ungarische Anführer stürmte auf ihn zu. Der Magyare schwang seinen krummen Skimitar, der Böhme sein Langschwert. Da traf ein Pfeil das Pferd des Herzogs in den Hals und das arme Tier stürzte vor Schmerzen wiehernd zu Boden. Der Herzog flog aus dem Sattel und versuchte sich aufzurappeln. Der Magyare lachte und rief: „Böhmisches Schwein! Zeit für die Schlachtbank!“ und ritt auf den Gestürzten zu.
Karel stand im Weg. Einen Augenblick lang schien er zu überlegen, dann trat er, höflich wie es schien, zur Seite. Der Ungar grinste, nickte Karel dankend zu und ließ sein struppiges Pferd im Schritt auf den Herzog zugehen. Der lag inzwischen auf den Knien, seit seinem Sturz waren erst einige Augenblicke vergangen. Der magyarische Anführer holte mit seinem Säbel aus und wollte den wehrlosen Böhmen niederstrecken. Plötzlich fand er sich in einer unnachgiebigen Umklammerung gefangen. Karel hatte ihn einfach vom Pferd gehoben und hieolt ihn mit dem rechten Arm umfangen. Der Schwertarm des Ungarn wurde gegen dessen Körper gepresst, sodass er so wehrlos war wie der Herzog. „Verzeiht“, sprach Karel und donnerte dem Magyaren die linke Faust gegen die Schläfe. Dann ließ er den Bewusstlosen in den Schlamm gleiten.
„Mein Retter“, rief Herzog Vladislav, der sich endlich aufgerappelt hatte. „Dafür sollst du reich belohnt werden! Knie nieder!“ Verwirrt ließ Karel sich auf ein Knie sinken. Der Herzog nahm sein Schwert, berührte Schultern und Kopf des Steinmetzes mit der Klinge und sprach: „Ich schlage dich zum Ritter! Und mehr noch - von nun an sollst du Graf... Wie heißt du eigentlich?“
„Karel“, antwortete der Steinmetz unsicher.
„Erhebt euch, Graf Karel!“, sprach Vladislav II.
Und Graf Karel stand auf.