@Steinalt Besonders spannend für Dich, wenn Du es nicht schon kennst.
Anregungen:
Gestern bin ich über einen interessanten Beitrag von arte zur verbotenen Stadt in Peking gestolpert. Die Geschichte des Baus wird beschrieben wie auch die Techniken, die beim Bau aus Holz Anwendung fanden (bzw. für die Erhaltung und Restaurierung wiederentdeckt werden müssen). Teaser: am Ende gibt es ein augenöffnendes Experiment zur Stabilität der Bauweise.
Als Anregung können auch die Detailaufnahmen von Elementen der Gebäude dienen, z.B. Säulen, Deckenfliesen, Wände, Fenster.
Erkenntnisse:
Für mich in diesem Kontext neu und sehr spannend war die Konstruktion der Gebäude aus modularen Einheiten. Diese können vervielfacht werden, womit man die Größe einfach skalieren kann. Die Säulen stehen dabei einfach auf einem Fundamentblock, Querbalken zwischen den Stäulen stabilisieren notwendigerweise das Konstrukt und - wichtig - es gibt zwischen den übereinander laufenden Querbalken ein ineinander geschachteltes System aus Holzklammern, die das sehr schwere Dach oberhalb der Querbalken stützen und halten. Diese Klammern erscheinen außen als die vielfach verzahnten, bunten Holzstrukturen unter dem Dach, die einen beim Bau aus (vielen kleinen) Klemmbaustein- Dekoelementen zur Verzweiflung treiben können.
Die chinesische Holz-Bauweise setzt nämlich auf Verzahnung und Spiel im Zusammenhalt, was eine gewisse Flexibilität des Gesamtkonstruktes erzeugt. Stabilität wird durch die oben liegenden Querbalken erzeugt. Die Wände sind nicht tragend. Das Gewicht der dann oberhalb folgenden Ebene stabilisiert dann die darunter stehende Ebene weiter.
Kleiner Stop und Preisfrage: welchen praktischen Nutzen hat solch eine Bauweise?
Bitte unten beantworten, bevor Ihr in das Video einsteigt
https://www.youtube.com/watch?v=59lMS5kF5EM
Analyse und Bewertung im Kontext von unseren Klemmbausteinbauten:
Die völlig „logischen“ Bauprinzipien der modularen Holzbauweise widersprechen meinem Empfinden nach den „clutch power“ basierten Anforderungen von Klemmbausteinen. Das wiederum dürfte erklären, warum mancher Bau von historischen chinesischen Tempeln und Palastgebäuden mit Säulen und Verzierungen (die hier in den Klemmbausteinsets aber keine tragende Rolle mehr spielen) zwischen schwierig und Vollkatastrophe schwankt.
Die Stockwerke sind super wackelig, mindestens bis die jeweilige Abschlussleiste kommt. Mir wird damit auch klar, warum bei den chinesischen Sets oft die Wände nicht verzahnt werden, sondern meist erst in der obersten Reihe mit dem Rest verknüpft werden. Bei kleinen Sets geht das meist noch gut. Wenn man bei größeren oder fragileren mit Kraft die nächste Ebene draufsetzen soll, gerät dann die flexible Bauweise mit Stabilitätsanforderungen durch Klemmkraft zumindest in Konflikt … oder es „explodiert“ auch gerne mal etwas
Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Zuletzt geändert von Carlito am 13. Februar 2022 21:21, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Hintergrund-Informationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Nein, das Video kenne ich noch nicht. Vielen Dank, @Carlito! Das werde ich mir heute Abend bei einem Kaltgetränk mal reinziehen.
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Wurde aus dem Vorschlagsforum hierher transferiert und anschließend bereinigt. Viel Spaß bei der Diskussion zu diesem Thema.
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Danke für Verschieben + Anpassen!
Ich glaube, wir brauchen hier dringend noch ein paar „Chinastilbaumeister“
Ich glaube, wir brauchen hier dringend noch ein paar „Chinastilbaumeister“
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Ich bau auch Chinastil, aber rein nach Geschmack und "Unwissen". Ich hab halt eigentlich gar keine Ahnung davon. Von daher sind solche Beiträge wie hier immer sehr willkommener Lesestoff.
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Was soll man dazu sagen?
Zeigen!!!
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
.
Nochmals vielen Dank, @Carlito, für den Videotipp! Das war wirklich hochinteressant und spannend. Ich habe mir den Arte-Beitrag gleich mal in die Favoritenliste eingetragen.
Wie wir Klemmbausteinbauer allerdings einen einigermaßen vorbildgerechten Duogong basteln sollen, ist mir (noch) ein Rätsel.
Da gibts nur eins: Kreative nach vorne!
Nochmals vielen Dank, @Carlito, für den Videotipp! Das war wirklich hochinteressant und spannend. Ich habe mir den Arte-Beitrag gleich mal in die Favoritenliste eingetragen.
Wie wir Klemmbausteinbauer allerdings einen einigermaßen vorbildgerechten Duogong basteln sollen, ist mir (noch) ein Rätsel.
Da gibts nur eins: Kreative nach vorne!
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Zufällig ist in meinem WeChat gerade dieses Review von Klemmbaustein Influenza MaxJMT aufgetaucht, wo er ein alternatives Bausystem für chinesische Gebäude unter die Lupe nimmt:
https://mp.weixin.qq.com/s/zex9AHH0xtH1qVhPR8q7UQ (Übersetzen mit Google oder https://www.deepl.com/translator )
Sieht spannend aus! Vielleicht ist das ja was für euch? Falls das jemand irgendwo zum Kaufen entdeckt, würde ich mich aber auch über eine Info freuen. (Hab noch nicht danach gesucht.)
https://mp.weixin.qq.com/s/zex9AHH0xtH1qVhPR8q7UQ (Übersetzen mit Google oder https://www.deepl.com/translator )
Sieht spannend aus! Vielleicht ist das ja was für euch? Falls das jemand irgendwo zum Kaufen entdeckt, würde ich mich aber auch über eine Info freuen. (Hab noch nicht danach gesucht.)
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Auf jeden Fall! Und danke für den Link!
Da ich vom MOD des Wange-Himmelstempels noch diese schönen runden Dachteile über habe, werde ich mich mal an einem (angenäherten!) Nachbau des Pavillons aus "richtigen" Klemmbausteinen versuchen - so als Projekt lfd. Nr. 56.438....
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Hier ein kurzes Video, das die Elemente von Dougongs und Nahaufnahmen zeigt:
https://www.youtube.com/watch?v=BcNc6nP__6U
In Lego in kleiner Auflösung werden die schiefen Beams und 45 Grad Winkel durch die Strukturen zu den Ecken nicht ganz einfach.
Und den Zimmermann-Kollegen - Richard Wiborg - kennen wir aus der arte Doku schon: er erklärt den Aufbau der Lagen im Detail. Schon faszinierend, wie man mit Schwerkraft solche Strukturen aufbauen kann.
Mit Standardisierung, fraktalen Strukturen und sich gegenseitig „bekneifen“ (aus der Seglersprache) würde ich es (naiv) beschreiben.
https://www.youtube.com/watch?v=JnB3fQTE1XU
Bei Minute 2:30ff musste ich an Tai Chi für Häuser denken und das ist wahrscheinlich nicht so abwegig, wie es für uns im ersten Moment klingt.
Ergänzung:
Hier findet sich eine Webseite von Richard Wyborg mit vielen schematischen Zeichnungen und Fotos: https://traditionalchinesebrackets.weebly.com/ zum Beispiel: http://richardwiborg.weebly.com/huayensi.html
https://www.youtube.com/watch?v=BcNc6nP__6U
In Lego in kleiner Auflösung werden die schiefen Beams und 45 Grad Winkel durch die Strukturen zu den Ecken nicht ganz einfach.
Und den Zimmermann-Kollegen - Richard Wiborg - kennen wir aus der arte Doku schon: er erklärt den Aufbau der Lagen im Detail. Schon faszinierend, wie man mit Schwerkraft solche Strukturen aufbauen kann.
Mit Standardisierung, fraktalen Strukturen und sich gegenseitig „bekneifen“ (aus der Seglersprache) würde ich es (naiv) beschreiben.
https://www.youtube.com/watch?v=JnB3fQTE1XU
Bei Minute 2:30ff musste ich an Tai Chi für Häuser denken und das ist wahrscheinlich nicht so abwegig, wie es für uns im ersten Moment klingt.
Ergänzung:
Hier findet sich eine Webseite von Richard Wyborg mit vielen schematischen Zeichnungen und Fotos: https://traditionalchinesebrackets.weebly.com/ zum Beispiel: http://richardwiborg.weebly.com/huayensi.html
Zuletzt geändert von Carlito am 4. September 2022 23:22, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
In den letzten Tagen hab ich mich etwas in das Thema chinesisches Courtyard House aka Siheyuan eingelesen. Ich habe mal die Ergebnisse als Links zusammengestellt, um sie zu dokumentieren. Die Artikel hinter den Links sind verfügbar. Die relevanten Teile bzw. Grafiken Überfliegen bringt einen schon weiter.
Als Intro reicht der erste Artikel. Details, Weiterführung und Ursprünge bzw. Entwicklung, um die Prinzipien zu verstehen, dann in den folgenden Links.
Zur modularen Struktur, Anordnung der Gebäude und Erweiterung bei Familienwachstum sowie Anbau eines Gartens ist dieser Artikel eines Architekten eine gute Übersicht:
http://www.davidyek.com/critics/categor ... 2151238498
Die animierten Grafiken zeigen die sukzessive Erweiterung eines ursprünglichen Hofes.
Infos zu Pekinger / nordchinesischen Siheyuans mit Detailfotos und ein paar Hintergründen zu weltanschaulichen und architekturellen Konzepten:
https://www.academia.edu/21467165/Class ... cover_page
Ein Artikel zum möglichen „historischen“ Ursprung der Anordnung eines einzelnen Hauses mit 2 Betten und Halle in der Mitte:
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10. ... be.1.2_171
Feng Shui Prinzipien in der Auswahl eines Siedlungsplatzes zwischen Bergen und Fluss, die dann auf die Anordnung von Courtyard Häusern übertragen wurde:
https://www.semanticscholar.org/paper/F ... 02043f9631
Die Auswahl eine Siedlungsplatzes nach metaphysisch „erklärten“ und abgesicherten Prinzipien dürfte die klimatischen und geografischen Bedingungen in den Siedlungsgebieten berücksichtigen, zum Beispiel Schutz vor Überflutungen, Sonne, Wind.
https://www.semanticscholar.org/paper/F ... 6f18dff152
Die Prinzipien werden dann auf die Anordnung von Häusern und deren Elemente „fraktal“ übertragen. Hier wird es komplexer
Zur Dachkonstruktion findet sich ebenfalls Interessantes zur mathematischen Struktur, um die typische gebogene Form zu erzeugen.
https://doi.org/10.1088/1755-1315/61/1/012110
(Open Access)
Als Intro reicht der erste Artikel. Details, Weiterführung und Ursprünge bzw. Entwicklung, um die Prinzipien zu verstehen, dann in den folgenden Links.
Zur modularen Struktur, Anordnung der Gebäude und Erweiterung bei Familienwachstum sowie Anbau eines Gartens ist dieser Artikel eines Architekten eine gute Übersicht:
http://www.davidyek.com/critics/categor ... 2151238498
Die animierten Grafiken zeigen die sukzessive Erweiterung eines ursprünglichen Hofes.
Infos zu Pekinger / nordchinesischen Siheyuans mit Detailfotos und ein paar Hintergründen zu weltanschaulichen und architekturellen Konzepten:
https://www.academia.edu/21467165/Class ... cover_page
Ein Artikel zum möglichen „historischen“ Ursprung der Anordnung eines einzelnen Hauses mit 2 Betten und Halle in der Mitte:
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10. ... be.1.2_171
Feng Shui Prinzipien in der Auswahl eines Siedlungsplatzes zwischen Bergen und Fluss, die dann auf die Anordnung von Courtyard Häusern übertragen wurde:
https://www.semanticscholar.org/paper/F ... 02043f9631
Die Auswahl eine Siedlungsplatzes nach metaphysisch „erklärten“ und abgesicherten Prinzipien dürfte die klimatischen und geografischen Bedingungen in den Siedlungsgebieten berücksichtigen, zum Beispiel Schutz vor Überflutungen, Sonne, Wind.
https://www.semanticscholar.org/paper/F ... 6f18dff152
Die Prinzipien werden dann auf die Anordnung von Häusern und deren Elemente „fraktal“ übertragen. Hier wird es komplexer
Zur Dachkonstruktion findet sich ebenfalls Interessantes zur mathematischen Struktur, um die typische gebogene Form zu erzeugen.
https://doi.org/10.1088/1755-1315/61/1/012110
(Open Access)
Re: Hintergrundinformationen zur Bauweise historischer chinesischer Gebäude
Hier ein chin. Review zu einem Himmelstempel Set von BuLuKe aka Brooke Bloks oder Bruoker von Moccozone:
https://mp.weixin.qq.com/s?__biz=MzA5Nz ... af264bdde3
Das interessante ist, dass sich die Bauweise dem Ständergestell - Dougong Vorgehen, wie oben beschrieben, annähert. Die Elemente werden nicht mehr alle geklemmt, sondern an Kreuzungsstellen auch eingehängt. Allerdings sind die Dougongs selber nicht zusammengesetzt sondern als ganze Teile gefertigt worden.
So betont Moccozone dass sich das Vorgehen der historischen Baumeister mit dem Set besser verstehen lasse.
Achtung, der Hersteller verwendet eine anderes Rastermaß (1 cm) als Lego!
https://mp.weixin.qq.com/s?__biz=MzA5Nz ... af264bdde3
Das interessante ist, dass sich die Bauweise dem Ständergestell - Dougong Vorgehen, wie oben beschrieben, annähert. Die Elemente werden nicht mehr alle geklemmt, sondern an Kreuzungsstellen auch eingehängt. Allerdings sind die Dougongs selber nicht zusammengesetzt sondern als ganze Teile gefertigt worden.
So betont Moccozone dass sich das Vorgehen der historischen Baumeister mit dem Set besser verstehen lasse.
Achtung, der Hersteller verwendet eine anderes Rastermaß (1 cm) als Lego!