
Pro:
- Das Preisleistungsverhältnis ist grandios.
- Der Zug ist sehr schön und hat viele Details. Exzellente Drucke auf den Steinen, gute Steinequalität.
- Der Bau von Tender und Wagon ist weitestgehend "easy going". Eine schöne Bauerfahrung, auch wenn einige Wiederholungen nicht zu vermeiden sind.
- Eine Fernsteuerung liegt bei, alternativ kann eine Handiapp heruntergeladen werden.
Kontra:
- Aus ist die Sicht eines Wiedereinsteigers, der vor 20 Jahren ein bisschen Lego-Technic verbaut hat: Der Bau der Lok ist Pest! Hier muss man mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad rechnen. Die Lok bietet insgesamt keine schöne Bauerfahrung.
- Viele Teile an der Lok machen sich gerne selbständig. Das macht auch das Aufgleisen zum Geduldsspiel.
- Das Baudesign und die vielgerügte Kabelführung für die Elektrik ist verbesserungswürdig.
- Die Teiletüten folgen nicht den Bauphasen, oft gibt es Überschneidungen.
- Keine Magnetkupplung zwischen Tender und Lok, daraus ergibt sich eine Verschärfung der Aufgleisproblematik.
- Ein fehlendes Teil: 1x3 Platte mit zwei Noppen oben, schwarz (Schritt 352). Das konnte ich aber problemlos durch eine 1x3 Platte (mit 3 Noppen) ersetzen. Die war überschüssig.
Sonstiges:
- Zwei Aufkleber für Instrumente im Führerstand und einer für eine Uhr, damit kann ich leben. Die "technischen" Aufkleber für die elektrischen Teile zählen nicht, die sind nur nützlich und später nicht mehr zu sehen.
- Die schwarzen Schläuche hatten bei mir unterschiedliche Durchmesser; es existieren Toleranzen im zehntel oder hundertstel Millimeter Bereich. Wenn's nicht richtig klemmt oder ein Schlauch nicht in das Loch passt, probier' einen anderen. Es sind genug dabei.
- Die silbernen Schläuche sind sehr knapp, also erst gucken und dann schneiden, denn: Wenn's nach 2 mal abschneiden immer noch zu kurz ist, dann ist es Ausschuss und es gibt keine Reserve.
- Das zurechtschnippeln der Schläuche war für mich kein Thema, mit einem Cuttermesser hab ich die erforderliche Präzision mühelos hingekriegt.
- Einzelne Bausteine mussten aus dem Spritzrahmen herausgelöst und zusammengesetzt werden (1x2 Rundung in grün und schwarz). Auch andere Bausteine mussten aus Einzelteilen zusammengesetzt werden (2x2 negative Dachsteine, Fenster). Wenn ich richtig informiert bin, ist dies bestimmten Designschutzrechten eines anderen Herstellers geschuldet, also kein Verschulden von Mould King. Trotzdem war es extrem nervig.
- Damit die Lok auch gut um die Ecke kommt, liegt der Packung ein Kreis mit 1,72 Meter Durchmesser bei. Ein Standard 8W Radius ist wahrscheinlich zu eng.
Authentizität:
In wie weit die Lok mit dem Original übereinstimmt, kann ich nicht sagen. Tatsächlich ist es fast egal. Zumindest in der Anfangsphase wurde der Zug von den verschiedensten Loks lokaler Eisenbahngesellschaften gezogen. Die Lok wurde auf der Strecke mehrfach gewechselt. Eine typische Orient-Express-Lok gibt es nicht (Zumindest im 19. Jh.)
Das was den Zug ausmacht, sind die Wagons. Reisen mit höchstem Komfort! Der beiliegende Wagon ist der Speisewagen, daneben hatte der Zug noch mehrere Wagons mit komfortablen Schlafabteilen. Das Luxusabteil am Ende des Speisewagens ist fehl am Platz, hier gehört eine Küche hin! Und einen Schlafwagen würde ich mir wünschen, vielleicht auch als Zusatzbaukasten.
Die App:
Heruntergeladen und installiert (Android). Das Ding verlangt erstmal eine Menge an Rechten (Standort, Kamera, Hauptspeicher). Es stehen die gleichen Funktionen zur Verfügung wie mit der Fernsteuerung (Licht und Dampf lassen sich nicht abschalten), zusätzlich sieht man den Zug auf dem Bild hin und her fahren und kann einen "schönen" Dampfloksound dazuschalten. Auch hier muss man den Finger permanent auf der "Taste" lassen, damit der Zug fährt (Totmannsschalter?

Fazit:
Eine schöner, preisgünstiger Baukasten für alle, die nicht vor Schwierigkeiten und Herausforderungen zurückschrecken.
Anmerkungen zu den Bauschritten:
Das Kapitel richtet sich insbesondere an diejenigen, die den Bau noch vor sich haben. Natürlich kommentiere ich nur einige Stellen, die mir kritisch erscheinen. Grundsätzlich gilt immer und überall: Mitdenken und genau gucken ist Pflicht!
0. Test der Elektrik. Ich empfehle, die technischen Aufkleber sofort an der dafür vorgesehenen Stelle anzubringen. Bei mir hat alles funktioniert. Sogar der Verdampfer ging, nachdem ich herausfand, dass man das Wasser in das Loch VOR dem Schornstein einfüllen muss.
6. Hier sind u. a. zwei 2x4 Platten zu verbauen. Diese haben in der Mitte Löcher, was in der Anleitung leicht zu übersehen ist. Wenn du diesen Bauschritt vergeigst, dann greifst du in Schritt 291 zur Bohrmaschine.
19. Das Gestänge jetzt schon aufzusetzen ist vielleicht nicht sinnvoll, obwohl die Fallsucht sich hier in Grenzen hält.
20. Kleine Treppchen. Vorgehen wie 19.
21. Jetzt kommt's Dicke: Dieses Gestänge ist derart fragil, das ich es zusammengeklebt habe und erst ganz zum Schluss mit der Lok verleimt habe.
48-57. Das Frontteil mit Puffern ist derart instabil, dass ich auch hier Klebstoff eingesetzt habe.
58. Wie kriegt man nun die Leuchtdiode zwischen der schwarzen Aufnahme und dem transparenten Scheinwerfer installiert? Das Geheimnis (die Anleitung verrät es nicht) besteht darin, dass man das Kabel über eine Ecke der Aufnahme herausführen muss. Ist das erstmal zusammengesteckt, dann hält das erstaunlich gut.
63. Die Klemmkraft des Schornsteins war bei mir nicht zu bemängeln (bei anderen ein oft genannter Fehler). Ich kann die Lok an dem Ding fast hochheben. Scheinbar hat der Hersteller hier nachgebessert.
74. Die Verlegung der Kabel wird in der Anleitung schön gezeigt. Man darf hier auch gerne mal ein paar Seiten vorblättern und gucken. Das in der Praxis umzusetzen ist aber eine ganz andere Geschichte, es ist ein riesiges Gefummel und man muss auch darauf achten, dass die Kabel nicht am oberen Zahnrad schleifen. Der Platz ist wirklich sehr knapp.
81. Habe die Kabel mit ein paar überzähligen 1x4 Platten (eines anderen Herstellers) fixiert, damit mir beim weiteren Bau das Konstrukt nicht andauernd auseinander fällt.
86. Hier wird der sowieso schon knappe Platz für die Kabel weiter verkleinert und der Kabelsalat in Richtung Zahnrad gedrückt.
99. Die runden, roten sind transparent.
117. Die erste (aber bei weitem nicht die letzte) Begegnung mit den zusammengesetzten Rundungen. Mein Tip: zuerst das kleine Teil aus dem Rahmen lösen und in gleicher Ausrichtung in das Große setzen. Die Ausrichtung des kleinen Teils muss stimmen.
128. Jetzt geht's an der Unterseite weiter. Habe mir aus ein paar Teilen ein Gestell gebaut, damit ich die Lok kopfüber plan auflegen kann.
129. Zwei Karbonachsen sind mit ein paar Zahnrädern einbauen. Ich empfehle die Teile erstmal außerhalb des Modells zusammenzustecken, um ein Gefühl für die Klemmkraft und den Widerstand zu bekommen. Trotzdem ist es ein unsägliches Herumgemurkse.
130. Montage der großen Räder und weiterer Achsen mit Zahnrädern: Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, dass das vordere Rad die gleiche Ausrichtung wie das hintere hat; wenn also die Aufnahme für das Gestänge am vorderen Rad oben steht, dann muss sie hinten im gleich Winkel oben erscheinen. Bei Nichtbeachtung wird 131 ff zur Mission impossible.
139. Nach Einbau des Gestänges für den Schieber erst mal die Räder laufen lassen! Wenn's klemmt, dann muss dieses Gestänge durch Rotation um die blaue Achse am mittleren Rad justiert werden. Wer sagt's denn, hier macht der Einsatz eines andersfarbigen Pins tatsächlich Sinn, es erleichtert die Beschreibung des Vorgehens.
160. Vor Einbau der Baugruppe diese "schräg stellen".
170. Das rote Element bitte mit der Wasserwaage genau ausrichten.
186. Die Baugruppe interimsweise mit einem Stück Schlauch stabilisieren.
254. Die kleinen Teile an den Schläuchen sind teilweise jeweils nur an einer Stelle befestigt, eine Befestigung an mindestens 2 Punkten wäre hier SEHR hilfreich!
258. Den silbernen Schlauch großzügig zuschneiden, lieber 8 Noppen statt nur 7.
271. Die Schläuche mit sehr engem Kurvenradius lassen sich leichter verbauen, wenn man sie nach vorsichtiger Erwärmung vorbiegt.
305. Die Lok ist fertig, juhu! Leider muss die letzte Baugruppe entfernt werden, um sie einzuschalten.
401. Von der Haltbarkeit der Baugruppe bin ich noch nicht überzeugt. Ich habe noch nicht geklebt, das kann aber noch passieren.
Tatsächlich habe ich keine weiteren Anmerkungen. Der große Stress ist nur in der Lok.
Ergänzt: Tolle Bilder von dem Zug gibts hier: [Kurzreview] MouldKing 12025 - Orient Express